D-a-n-k-e. Wie oft benutzen wir dieses Wort bewusst im Alltag? Wann haben Sie das letzte Mal jemandem von ganzem Herzen «Danke» gesagt? Dankbarkeit und das menschliche Wohlbefinden sind eng miteinander verknüpft.
«Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind», sagte Francis Bacon vor über 400 Jahren, ein englischer Jurist, Philosoph und Staatsmann. Wer jeden Tag überlegt, wofür er dankbar ist, geht glücklicher durch den Alltag. Und die Schweiz hat da eine schöne Tradition, die jeder Einzelne bewusst pflegen kann: Beim eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag steht das Danken am Anfang.
Es kann schon frustrierend sein, wenn das Glück ausbleibt
Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger begleitet als Ärztin Menschen mit Kindheitstraumata. In ihrer Arbeit macht sie sehr gute Erfahrungen mit dem Suchen nach positiven und schönen Augenblicken in der Kindheit, auch ganz banale, die damals geprägt und Mut gemacht haben. Wer trotz Schwierigkeiten lernt, dankbar auf diese schönen Momente im Leben zurück zu schauen, kann gesunden und neue aufleben. Proessor Leibovici sieht in der Vergangenheit Chancen:
«Ich möchte Menschen ermutigen, ihre Scheinwerfer neu auszurichten und diese wertvollen kleinen Momente (der Vergangenheit) anzustrahlen, sie aus dem Schatten zu holen und bewusst zu machen und so zu persönlichen Kraftquellen werden zu lassen.»

Dankbarkeit sorgt für gute Gefühle
Dankbarkeit hilft dabei, nicht passiv zu warten, bis sich das Glück einstellt, sondern aktiv die schönen Momente im Leben wahrzunehmen. Ein "Buch der schönen Erinnerungen der Vergangenheit" oder ein "Dankbarkeits-Tagebuch" kann dabei eine grosse Hilfe sein. Ganz unten: Vorlage (Download) für ein Dankbarkeits-Tagebuch.
Weil in den Medien das Negative überwiegt, prägt das auch unseren Alltag: «Wir neigen dazu, unser Leben durch eine Mangel- oder Defizitbrille zu betrachten. Jammern, Klagen, Zweifeln und Grübeln sind uns oft näher als Zufriedenheit und Dankbarkeit», schreibt die Ratgeberzeitschrift «Beobachter». Es geht nicht darum, sich die Dinge schönzureden und Negatives oder Belastendes auszublenden. Es geht darum, in der grossen Menge von Eindrücken diejenigen kurz mit Aufmerksamkeit zu bedenken, für die wir ein Gefühl der Dankbarkeit entwickeln können.
«Wenn ich das Gute in meinen gedanklichen und emotionalen Fokus rücke, dann verändert sich meine Neurobalance im Kopf, meine Stimmung, meine Wahrnehmung und entsprechend auch mein Verhalten.» Barbara Studer, Psychologin
Optimistischer und zufriedener werden
Die Feinde der Dankbarkeit sind Unzufriedenheit und Gewohnheit. Sie sind Diebe, die unser Wohlergehen berauben können. Was alltäglich ist, wird schnell zur Gewohnheit. Daher setzt Danken aktives Wirken voraus: Weil wir nicht gleichzeitig wütend und glücklich sein können, ist Dankbarkeit ein effektives Gegenmittel gegen negative Gefühle. Regelmässig an die guten kleinen und grossen Dinge im Leben zu denken und dankbar innezuhalten: Das reduziert nachweislich chronischer Stress, senkt den Blutdruck und beruhigt den Herzrhythmus.
Dankbare Menschen sind nach neueren Forschungen insgesamt einfühlsamer, glücklicher, optimistischer und hilfsbereiter. Das zeigt ein Beispiel des Forschers Robert Emmons: Während zehn Wochen sollte die Teilnehmer der Versuchsgruppe abends fünf Dinge notieren, für die sie dankbar waren. Eine zweite Versuchsgruppe schrieb jeweils fünf Ärgernisse des Tages auf und die Teilnehmer der Kontrollgruppe notierten sich fünf wichtige Dinge, die an diesem Tag geschehen waren.
Das Ergebnis der Dankbarkeits-Studie war deutlich
Die Teilnehmer der Dankbarkeitsgruppe waren optimistischer und zufriedener mit ihrem Leben. Und sie fühlten sich als gesünder: Sie litten weniger unter Kopfschmerzen, Husten oder Schwindel. Sie trieben mehr Sport und hatten mehr Resilienz gegenüber Widrigkeiten. Auch Studien mit Paaren ergaben, dass der häufige Ausdruck von Dankbarkeit gegenüber dem Ehepartner Vertrauen, Loyalität, Kommunikation und eine positive Einstellung in der Beziehung fördert.

Danken hat eine erstaunliche Wirkung
Dankbarkeit mit Pflichtbewusstsein zu erzwingen ist sinnlos. Es muss von Herzen kommen. Dankbar sein ist in jedem Alter wichtig. Das unterstreicht eine Studie der Universität Zürich mit älteren Teilnehmern. Nach nur drei Wochen entstand eine erstaunliche Wirkung: Die Leute sind deutlich zufriedener. «Die religiösen Wurzeln sind beim Thema Dankbarkeit gut sichtbar», sagt Dr. Mathias Allemand, Psychologe und Oberassistent am Psychologischen Institut der Universität Zürich und verweist auf das Loben, Preisen und Danken.
Kein Wunder, dass Danken in der Bibel eine gute Tradition hat. Sie ist das meistverkaufte Buch der Welt – fünf Milliarden laut Guinnessbuch der Rekorde – ist bis heute jährlich der Beststeller geblieben. Der Apostel Paulus schrieb an die damaligen Menschen in Thessaloniki «Seid dankbar in allen Dingen, den das ist Gottes Wille». Den Menschen in Ephesus übermittelte er: «Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles.»
In der Bibel finden sich alleine rund um die Worte "Dank", "Dankopfer", "danken", "dankbar" und "Dankbarkeit" über 170 Verse. Einer der bekanntesten steht im Psalm 50,23, wo Gott durch den Musiker Asaf zu den Menschen spricht: «Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Er macht den Weg frei, auf dem ich ihm Rettung bringe!»
Dankbarkeit macht nicht nur glücklich und gesünder, sie kann auch verschlossene Türen öffnen und den Weg frei machen, gemäss Psalm 50!
Alles mit Danke beginnen?
Wenn ein Gespräch oder eine E-Mail zuerst mit einem Dank beginnt, wird die Konversation danach eine ganz andere. Auch wenn die Rückmeldung vielleicht nicht freundlich war, ist sie wertvoll, weil sie ein Hinweis auf Interesse und Leidenschaft ist. Sätze wie «Danke für dieses Feedback» oder «Vielen Dank für diese offenen Worte» können ein Gespräch in ganz eine andere Richtung lenken. Denn die Dankbarkeit drückt Wertschätzung aus. Sie zeigt, dass man zuhören kann, und dem anderen mit Respekt begegnet.
Glücksforscher wie der deutsche Philosoph Wilhelm Schmid haben das Gefühl der Dankbarkeit als wesentlichen Faktor für seelische und körperliche Gesundheit entdeckt. Sie fanden heraus, dass Dankbarkeit nicht nur zu Ruhe und Entspannung im Moment führt. Gesundheit und seelische Befindlichkeit verändern sich messbar dauerhaft und positiv, wenn wir dankbar sind. «Dankbarkeit ist das Gefühl des Staunens, des Dankbar-Seins und der Feier des Lebens», formuliert es Robert Emmons, einer der wichtigsten Forscher zum Thema Dankbarkeit (Handbook of Positive Psychology 2002).
Robert Emmons, der weltweit führende Dankbarkeitsforscher, definiert
«Dankbarkeit als Gefühl des Staunens, des Dankbar-Seins und der Feier des Lebens».

Dankbar vom Morgen bis am Abend
Dankbarkeit hilft auch, um gut zu schlafen. Es ist besser, den ganzen Tag die Dankbarkeit zu kultivieren. Dann ist es wahrscheinlicher, dass wir positive Gedanken haben, während wir in den Schlaf gleiten. So kann man vor dem Einschlafen den Tag Revue passieren lassen. Drei bis fünf kleine Aspekte des Glücks reichen. Oder ab und zu «Meilensteine der Dankbarkeit» im eigenen Lebenslauf erkunden und notieren.
In ihrer Forschung baten die Psychologen Robert Emmons und Michael McCullough Menschen mit neuromuskulären Störungen, nächtliche Listen mit Dingen zu erstellen, für die sie dankbar sind. Nach drei Wochen berichteten die Teilnehmer von einem längeren und erholsameren Schlaf, schreibt die Fachzeitschrift «Psychology Today».
Dankbarkeit ist eine Charakterstärke. Alle Menschen können ein bisschen dankbar sein. Dankbarkeit ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Daher macht tägliche Dankbarkeit glücklich!
Vorlage für ein Dankbarkeits-Tagebuch
Gratis-Download: Vorlage Dankbarkeits-Tagebuch.