Fasten lohnt sich: Fastentipps für zuhause
Interview von Michael Burger mit Andrea Chiappa
Ich hatte das Privileg, am 29. Januar mit Andrea Chiappa, einem ausgewiesenen Fastenexperten und Ernährungswissenschaftler, ein
Interview über Fasten zu führen. Ich habe ihn an seinem Arbeitsort in der Weckbecker Fastenklinik in Bad Brückenau (Deutschland) getroffen.

Ja, die positiven Effekte des Fastens möchte ich gerne an einem Beispiel erläutern: Ich habe jahrelang in einem Fasten-Wanderzentrum in Schwarzwald Kurse geleitet. Und nicht nur einmal, mehrfach ist es passiert, dass Gäste ankamen, die schwer gehen konnten, vielleicht zwei, drei, vier Kilometer aufgrund von einer Hüft- oder Kniearthrose. Und durch die regelmässigen leichten Wanderungen, durch die Massagen, die wir im Haus angeboten haben, durch das Fasten selbstverständlich, durch das Entgiften, Entsäuern, Entschlacken und auch durch die Motivation der Gruppe, konnten dann diese Gäste nach und nach die Bewegung so weit voranbringen, dass sie am letzten Tag die Abschlusswanderung mit zwölf Kilometern geschafft haben.
Und das ist eine Leistung, die die Familie zu Hause nicht glaubt. Also diese Gäste kommen selbstverständlich nach einem Jahr wieder und wir fragen dann, wie ist es ihnen ergangen ist. In vielen Fällen erzählen diese Gäste, dass sie für viele Monate viel besser laufen konnten, beziehungsweise keine Schmerzen mehr hatten. Diese können nach 3-4 Monaten wiederkommen, kommt natürlich darauf an, wie man sich ernährt, wie man sich bewegt und entspannt. Das sind wunderbare Geschichten, die ein Rheumatologe oder ein Hausarzt selten glaubt.
Wer sagt, dass das Fasten gefährlich ist oder dass das Fasten nicht medizinisch wirkt, verhält sich unwissenschaftlich. Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Internist und Fastenarzt
Also Fastentipps zu geben, fallen mir schwer, weil es zu viele Fastentipps gibt. Wer mehr wissen will, dem empfehle ich den neuen, komplett überarbeiteten Fastenratgeber «Wie neugeboren durch Fasten» (aktualisierte Neuausgabe 2024). Zusammen mit Dr. oec. troph. Edmund Semler konnte ich den Bestseller von Dr. med. H. Lützner, dem bekannten Fastenarzt (1928 bis 2020) ergänzen und erweitern. Dr. Lützner war der Fastenpionier im deutschsprachigen Raum. Von seinem Buch wurden Millionen Exemplare verkauft.
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Aber es gibt vier Kardinalfehler, die einem bei einem Fasten zu Hause leicht unterlaufen können:
- Das erste ist die mangelnde Vorbereitung. Denn Sie brauchen mehr Zeit für sich. Sie müssen es mit der Familie oder dem Arbeitgeber abklären. Denn Fasten und Stress sind Gift und Fasten und Entspannung sind Gold. Das ist ein wichtiges Grundmaß.
- Das zweite ist, manche haben dann im Fasten keine Lust sich zu bewegen. Und dann wird man immer müde und träger, fängt an zu frieren und da braucht es Motivation. Am besten durch eine Fastenleitung. Aber vielleicht kann man sich auch helfen durch Freunde, Bekannte oder einen Wanderkurs, Nordic Walking Kurs. Dass man jeden Tag mindestens eine Stunde an frischer Luft sich bewegt.
- Auch die Entspannung ist sehr wichtig, weil im Fasten die Stresshormone ansteigen. Wir brauchen also viele Entspannungseinheiten. Wenn ich aber gebunden bin durch Beruf und Familie, Verpflichtungen und ich mich nicht mal zurückziehen kann, das führt dann zu einem gestressten Gefühl.
- Ein weiterer Tipp ist das langsame Essen: Einen langsamen, achtsamen Kostaufbau zu betreiben; das ist eigentlich die hohe Kunst. Denn wenn es Ihnen gelingt, in Ihrem Alltag einen langsamen, achtsamen Kostaufbau feedbackorientiert einzuüben, dann erhöht sich die Chance, dass Ihr Essverhalten langfristig gesund bleibt. So profitieren Sie von einer dauerhaften Lebensstilmodifikation im Bereich Essen und Trinken.
Wer kann zuhause selbst fasten und wer kann nicht fasten?
Also, wenn Sie Medikamente nehmen, die kontrollpflichtig sind oder sogar rezeptpflichtig, dann muss es ärztlich besprochen werden. Der Arzt muss dann entscheiden, ob eine Fastenkur für Sie in Frage kommt, zu Hause oder unter professioneller Leitung oder sogar in einer Fastenklinik wie beispielsweise bei der Weckbecker Fastenklinik in der Rhön. Auch wenn Sie jetzt ein höheres Alter haben und nicht mehr gut zu Fuss sind, zum Beispiel nicht mehr bei längeren Wanderungen oder bei einer Bergtour gehen können oder beim Treppensteigen grosse Schwierigkeiten haben, dann ist vielleicht auch das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur nicht mehr adäquat. Beim massiven Untergewicht auch, das wäre BMI unter 18. Dann sollte man auch nicht fasten oder vielleicht eine stark modifizierte Fastenform wählen. Das wäre dann unter Zufuhr von extra Suppen, mehr Joghurt, Buttermilch oder mehr Säften. Ansonsten, wenn Sie sich gesund und leistungsfähig fühlen und der Arzt aufgrund der Medikamente grünes Licht gibt, dann steht einem Gesundheitsfasten von fünf bis maximal zehn Tagen nichts mehr im Wege.
Danke für das Interview, Andrea!
Das mache ich jederzeit gerne wieder