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Professor Leitzmann, Teil 1

Exklusives Interview mit Professor Claus Leitzmann, Teil 1

Antiaging, Gesundheit erleben, Lifestyle, Rohkost


Claus Leitzmann, Ernährungswissenschaftler und Experte für Rohkost. 84 Jahre jung. Er führte zahlreiche Studien über Rohkost, Vegetarismus und Vollwerternährung durch und ist heute noch als Wissenschaftler aktiv.

» Wir haben ihn und seine Frau getroffen. Ihr Vorleben, die Weisheit und den reichen Schatz an Wissen und Erfahrung mit Rohkost, Vollwerternährung, vegetarischer Ernährung sind beeindruckend.

Gesunde, naturbelassene Ernährung ist Ihnen ein zentrales Anliegen. Auf was sollte man in erster Linie achten?

Grundlegend für eine gesunde Ernährung sind in erster Linie die pflanzlichen Lebensmittel. Denn diese haben das Potenzial unsere Gesundheit zu erhalten und zu fördern mit den enthaltenen Vitaminen und Mineralstoffen und vor allen Dingen mit den Substanzen, die man in tierischen Lebensmitteln nicht finden kann.

Das sind einmal die Ballaststoffe, die gibt es nur in Pflanzen. Und zweitens die sekundären Pflanzenstoffe, die besonders dazu geeignet sind unsere Gesundheit zu fördern und zu erhalten.

Tierische Lebensmittel enthalten natürlich auch alle Vitamine und Mineralstoffe, Proteine und so weiter. Aber wir können alle Nährstoffe ausreichend mit pflanzlichen Lebensmitteln aufnehmen, bis auf Vitamin B12, dass bei langfristiger und konsequenter pflanzlicher Kost mit angereicherten Produkten, Supplementen oder einer mit Vitamin B12 angereicherten Zahncreme zugeführt werden kann.

Die Rohkost ist immer ein interessantes, wichtiges und auch umstrittenes Thema. Was sagen Sie dazu?

Rohkost ist Gewöhnungssache. Aber die Verträglichkeit von Rohkost ist durchaus unterschiedlich. Wer keine Rohkost verträgt sollte kleine Mengen aufnehmen und sehr gründlich kauen. Das gründliche Kauen wird heute häufig vergessen. Meine Erfahrung ist die, dass der Körper sich relativ schnell an Rohkost gewöhnt, weil es auch von Natur so vorgesehen ist. Unsere frühen Vorfahren haben ja alle nur Rohkost verzehrt. Wir sind von unserer anatomischen Veranlagung dafür gut ausgestattet.

Wieviel Rohkost empfehlen Sie zu essen?

Unsere Orientierung ist etwa die Hälfte der Kost. Wir sagen aber nie 50 Prozent, denn es gibt Menschen die dann ganz genau 50 Prozent abwiegen wollen, das ist überhaupt nicht wichtig.

Die Hälfte etwa, weil das so den Ansprüchen, die wir heute kennen, entspricht.

Es gibt Menschen, die wollen weniger Rohkost essen, das ist in Ordnung so lange sie trotzdem täglich etwas essen. Es gibt auch Menschen die wollen mehr essen, auch das ist in Ordnung.

Wie erleben Sie Menschen die 100% Rohkost essen?

Es gibt Menschen die ausschliesslich Rohkost essen. Ich kenne eine ganze Reihe davon. In Rohkost-Vereinigungen sieht man total vitale Menschen, die schlank, leistungsfähig und gesund sind.

Aber da findet man auch immer leidende Menschen, die sich quälen mit der Rohkost, weil sie meinen es sei so gesund. Für diese Menschen ist es vielleicht nicht optimal, wenn sie nur Rohkost essen. Sie sollten sich überlegen vielleicht doch einen Teil der Kost am Morgen oder im Winter gekocht oder erwärmt aufzunehmen.

Wie sieht Ihr tägliches Frühstück aus?

muesli_haferflocken_beeren_deposit_600x600Morgens fangen wir mit einer ziemlich grossen Portion saisonalem Obst an. In erster Linie essen wir Äpfel, saisonal Weintrauben und Pflaumen und das ganze Jahr über viele Beerenfrüchte, die wir erfreulicher Weise im eigenen Garten haben, besonders die roten und schwarzen Johannisbeeren. Meine Frau erntet sie und friert sie ein. Diese selbst geernteten Beeren reichen fast bis zur nächsten Ernte.

Dann essen wir ein typisches Müesli dazu. Wir kaufen keine Müesli in Tüten, sondern nehmen Haferflocken. Dazu kommen ein paar Rosinen, einige Saaten wie Leinsamen, Sesam und Kürbiskerne. Das ist unser Frühstück. Wir machen keine Zwischenmahlzeiten.

Was geniessen Sie zum Mittagessen?

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Mittags gibt es ganz einfache Gerichte und nichts Kompliziertes: Kartoffeln mit Rosenkohl, Reis mit Brokkoli oder auch Buchweizen mit Sauerkraut.

Vorangestellt ist immer eine sehr grosse Portion Salat. Der Salat besteht aus grünem Salat zusammen mit Paprika, Fenchel, Radieschen, Pilze und Grünkohl drin. Grünkohl ist eines der wertvollsten Gemüse überhaupt. Das essen wir so ähnlich wie Petersilie, ziemliche fein gehackt und über den Salat gestreut. So hat man jeden Tag eine Portion Grünkohl, was sehr empfehlenswert ist.

Unser Salat ist angemacht mit einer Sauce, die meistens aus Olivenöl besteht, manchmal auch aus Lein- und Kürbiskernöl, mit Zitronensaft ergänzt.

Meine Frau verfeinert die Salatsauce mit Ingwer, Knoblauch und anderen auch saisonal etwas unterschiedlichen Gewürzen. Ich esse meistens noch eine Handvoll Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse und Cashewnüsse) dazu.

Wie sieht Ihr Abendessen aus?

Ohne Zwischenmahlzeit essen wir abends eine Platte mit Frischkost, das heisst Karotten, Kohlrabi, Fenchel, Paprika – alles was man roh essen kann und mag.

Und dazu eine höchstens zwei Scheiben Vollkornbrot aus biologischem Getreide, entweder Roggen oder Dinkel. Das Brot wird belegt mit Avocado und mit vegetarischen Brotaufstrichen. Bei uns gibt es keine Wurst, gelegentlich jedoch Käse. Ich esse auch jeden Abend eine Portion Sauerkraut um meine Darmbakterien zu fördern.

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Was sagen Sie zu Wein, Schokolade und Kaffee und grünem Tee?

Wir leisten uns jeden Mittag ein kleines Schlücken Rotwein. Das ist gut für den Mittagsschlaf. Ab und zu ein Stückchen 85% Schokolade ist angesagt. Meine Frau trinkt morgens eine Tasse normalen Kaffee, ich bevorzuge Grüntee.

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Herr Leitzmann, herzlichen Dank für das Interview.
Michael Burger, 2017


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